Sunday, May 21, 2006

Eine Frage ist eine Frage ist eine Frage

Die Regenzeit ist vorbei; sie endete mit der Abreise des Kollegen E., dessen Rückflug nach Maputo mit LAM (bis vor kurzem auf der EU-Blacklist) sich schönerweise um acht Stunden verzögerte. Nun ist E. weg, und mit ihm der Regen; geblieben sind die Hitze und der noch vor mir aufgetürmte Haufen Arbeit. Derzeit fahre ich die wichtigsten Verkehrsrouten der s.g. Dalla-Dallas (Kleinbusse) ab, um einen besseren Eindruck der peri-urbanen Zone zu bekommen.

Insgesamt ist durchaus ein gewisser Entwicklungsvorsprung gegenüber Mosambik festzustellen: etwas mehr Zement, etwas weniger Wellblech, etwas größere Unternehmen, etwas weniger Ziegen und Schweine auf den Dächern der öffentlichen Verkehrsmittel. Wenn man allerdings bedenkt, dass Mosambik von den Portugiesen eine komplett ruinierte Volkswirtschaft überlassen bekam und sich bis vor knapp zehn Jahren noch im Bürgerkrieg befand, sind die Unterschiede eher erstaunlich gering. Apropos Kolonialvergangenheit: im Gegensatz zu Namibia gibt es hier keine Kaiser-Wilhelm-Straße und keinen Caprivi-Zipfel. Mittwoch fahre ich jedoch nach Tanga, den Ort der legendären deutsch-britischen Seeschlacht, dort sind angeblich etwas mehr Memorabilia zu sehen.

In dem Lokal, in dem ich mittags inmitten täuschend echt modellierten Tierskulpturen (siehe Fotos) sitze, fällt mir einmal mehr auf, dass der Tansanier das Stilmittel der Suggestivfrage nicht gewohnt ist. Dies kann zu Missverständnissen folgender Natur führen:

- Können Sie mir sagen, wieviel Uhr es ist?
- Ja, Herr.
- Hätten Sie vielleicht noch ein Glas Wasser?
- Ja, Herr.
- Könnte ich die Pizza mit Oliven statt mit Artischocken bekommen?
- Ja, Herr.

In allen Fällen geht dann das große Warten und Wundern los (worin die Tansanier zu den erfahrensten und fähigsten Völkern zählen). Das Wort "bitte" (tafadhali) existiert übrigens zwar im schriftlichen Suaheli, wird aber in der gesprochenen Sprache i.d.R. nur dann verwendet, wenn man etwas geschenkt bekommen möchte; ansonsten formuliert man den Wunsch als Befehl. Das ist eigentlich eine äußerst logische und stringente Sprachregelung, die ich demnächst auch in Berliner Kneipen anwenden werde. Lange genug hat der Schwanz mit dem Hund gewedelt.

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