Tuesday, October 13, 2009

die ostküste tasmaniens wird deutsch



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Sunday, June 28, 2009

Havanna, Capitolio



Die Mittagssonne drückt auf meine Schultern, Arme und Beine, frisst sich in meine Kopfhaut. Ich gieße den Rest der Wasserflasche über meinen Nacken, aber selbst das brennt mittlerweile. Vor einer Woche bot Piero an, mir Havanna zu zeigen; seitdem treffen wir uns jeden Morgen auf der schattenfreien Treppenmitte des Capitolios. Angeblich hat man von hier aus den besten Überblick und findet sich deshalb auch am schnellsten. Jeden Morgen warte ich Stunden auf Piero.
Während ich weiter darauf hoffe, seine weiße Kleidung auf der anderen Straßenseite oder zwischen den alten Karosserien auf dem Parkplatz zu entdecken, sehe ich, wie eine Frau die Treppe zu mir hochsteigt. Vor jedem Tritt bläst sie die Backen auf und presst die Luft, sobald sie eine Stufe höher gekommen ist, wieder hinaus. Dabei heben und senken sich ihre Fettschichten unter der karierten Bluse und ihre Tasche, die sie am Riemen umklammert hält, schlägt an die Stufen. Ihr Blick ist fest auf den Eingang des Capitolios gerichtet. Sie sieht den kleinen Schlepper nicht kommen. Noch bevor sie mich auf halber Strecke erreichen kann, stellt er sich ihr in den Weg. „Water, Madam? Rum, Cigars?“ Er springt in einem kleinen Halbkreis um sie herum, bleibt eine Stufe über ihr stehen und ist jetzt genauso groß wie sie. Ihr Fuß, den sie schon zum nächsten Schritt angehoben hat, verharrt in der Schwebe. Kurz sieht es so aus, als würde die Frau das Gleichgewicht verlieren, aber dann gelingt es ihr, den Fuß wieder zurückzuziehen und ihn neben den anderen zu stellen. Noch immer versucht sie an dem Kleinen vorbei das Capitolio zu fokussieren. Doch er folgt ihren Kopfdrehungen und zwingt sie, ihn anzusehen. „Water, Cigars?“, wiederholt er. Sie schüttelt den Kopf. Daraufhin kommt er ihr noch näher, greift in seine Umhängetasche, zieht einen Stapel Postkarten heraus und hält ihn ihr wortlos unter die Nase. Die Frau linst nach rechts und links, als ob sie von dort Hilfe erwarte. „Lassen Sie mich doch“, sagt sie schließlich. Der Kleine tauscht die Postkarten gegen eine Zigarrenschachtel aus. Im selben Augenblick wird er von unten gerufen. Am Fuß der Treppe hat sich einer der Fotografen von seiner Box gelöst und winkt ihn zu sich. Der Kleine lässt die Holzschachtel zurück in seine Tasche gleiten, springt der Frau aus dem Weg und die Stufen hinab. Unten angekommen, wird er an ein junges Pärchen verwiesen, das sich bereitwillig über seine Tasche beugt. Wenige Meter hinter ihnen schlängelt sich Piero durch die geparkten Autos. An seinen Bewegungen lässt sich nicht die geringste Eile ablesen. Mir wird schwindlig, als ich aufstehe. Ich wanke die ersten Stufen hinunter, gehe an der Frau vorbei. Auch sie hat sich wieder in Bewegung gesetzt.

Friday, June 19, 2009

Weltwohnen in Stuttgart.



Weltwohnen in Stuttgart. Live und endlich auch in 3D. Am 4. Juli beim Sommerfest der Akademie Schloss Solitude.

Es lesen:
Falko Hennig
Sarah Iwanowski
Benjamin Lauterbach
Thomas Pletzinger

Beginn: 20 Uhr
Das Fest steht unter dem Motto: 'Die Sirenen werden noch einmal singen.'
Wir werden lieber vorlesen, das können wir besser, dazu zeigen wir Lichtbilder von unseren Reisen um die Welt.

Außer uns gibts noch Musik, Tanz, Performances und gutes Essen von Jörg Mink.

Thursday, March 26, 2009

Tansanische Delikatessen (2)

Afrikas Antwort auf die Bionade

Saturday, March 21, 2009

Sydney (Weltrauchen, Teil 3)



Wenn du irgendwann mit dem Rauchen aufhören willst, sagt der in Singapur zugestiegene Helge kurz vor der Landung, dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt. Helge: Anfang 40, wohnhaft in Hamburg, gebürtiger Ostberliner, Ex-Punk, Ex-Raucher, Banker. Mit jetzt meint Helge Australien. Ich stelle den Touchscreen meines Bordunterhaltungssystems auf SkyView und verfolge live den Landeanflug des Flugzeugs, in dem ich sitze. Eine in die Heckflosse des Airbus A380 eingebaute Kamera machts möglich. Bis auf das regelmäßige Aufblitzen des Kollisionswarnlichts ist auf dem nachtschwarzen Bildschirm noch nicht viel zu sehen. SkyView ist das Geilste! kommentiert Helge. Wenn schon das Schiff als Heterotopie par excellence gilt, dann muss der Airbus A380 erst recht eine sein, denke ich. Das denke ich aber auch nur, weil ausnahmslos jeder, dem ich vor meiner Abreise erzählt habe, dass ich die erste Nacht in einem Flughafenhotel verbringen würde, sofort Heterotopie, Heterotopie! gekreischt hat. Überhaupt, sagt Helge, hat Qantas, was das Entertainment betrifft, inzwischen aufgeholt. Auf dem Bildschirm taucht in der Ferne ein Lichtermeer auf, es muss sich um Sydney handeln. Insgeheim ärgere ich mich über Qantas: Anstatt zu lesen habe ich nun Platoon, Milk, Twilight, Quantum of Solace sowie jeweils einige Folgen von The Simpsons, Little Britain, Little Britain U.S.A. und Grey's Anatomy gesehen.




Bei der Einreise nach Australien erklärt man feierlich, nicht mehr als 250 Zigaretten im Gepäck zu haben. Die Stangen im Duty Free Shop am Flughafen Sydney haben den entsprechenden Umfang: 10 Schachteln à 25 Stück. Auch wenn ich keine Big Packs mag, kaufe ich Camel Lights. Schon auf dem Karton der Stange ist ein lungenkrankes, sterbendes Mädchen abgebildet, dem eine gutherzige Krankenschwester zärtlich die Beatmungsmaske ins Gesicht drückt. Den Zollbeamten mache ich pflichtbewusst auf die angerissene Schachtel rote Gauloises in meiner Jackentasche aufmerksam. Er interessiert sich vielmehr für Äpfel oder Bananen, die ich in meinem Koffer versteckt haben könnte. Kaugummis sind okay.

Sonne macht zwar dumm, dafür macht Sonne frei. Langsam habe ich mich daran gewöhnt, dass man im März nicht frieren muss, sondern alles eine Frage des richtigen Standpunkts ist. Sydney ist eindeutig ein richtiger Standpunkt. Mein Problem dabei ist ein ästhetisches. Die Stadt kann nichts dafür, im Gegenteil, Sydney ist ein Traum: Metropole am Meer, großzügige Architektur, internationale Bevölkerung. Und das alles, scheint es, ohne etwas behaupten oder ständig über sich selbst sprechen zu müssen wie Paris oder Berlin. Das ästhetische Problem bin vielmehr ich. Nachts träume ich von Workouts im Gym und wie es wohl so ist, wenn man sich auch in kurzen Hosen oder in Tank Tops einfach wohlfühlt.

Australien ist eine Sportdiktatur. Im Fernsehen laufen Abnehmshows, in denen gar nicht so fette Menschen von Victoria Beckham-Klonen vorgeführt werden. In den sogenannten Hotels, also den Bars, werden gleichzeitig fünf verschiedene Sportübertragungen auf zehn verschiedenen Bildschirmen gezeigt. An jeder Straßenecke gibt es einen Gym. Überall stößt man auf Bilder der makellosen australischen Schwimmerkörper. Klickt man sich im Internet durch die Personals Sites, so muss man feststellen, dass clean und healthy die beliebtesten Adjektive für Selbstbeschreibungen sind. Grüß Gott, ich bin sauber und gesund. Mit diesen beiden Wörtern hat, glaube ich, Edith Klinger ihre armen Katzerln im ORF zu Markte getragen. Kein Wunder, dass ich trotz der strengen Rauchverbote nicht weniger rauche.

Das mit der sozialen Anbahnung beim Rauchen funktioniert hier nicht. Was zunächst daran liegt, dass kein Mensch raucht. Im Chauvel-Kino in Paddington, ein wunderbares Arthouse-Kino übrigens, stehe ich allein auf dem großen Raucherbalkon, während sich die Menschen im Foyer dicht aneinander drängen. Von Berliner Kinos mit Raucherbalkon, etwa dem Sputnik, bin ich anderes gewöhnt. Darüber hinaus ist es fraglich, ob man die Menschen, die ich in Sydney beim Rauchen kennen lerne, auch wirklich kennen lernen möchte. Im Raucherbereich vor einer Bar in der Oxford Street setzt sich Pete neben mich und erzählt mir nach kurzer Zeit, dass seine deutsche Frau und seine halbdeutsche Tochter so gemein seien und ihn verhauen würden. Pete: Mitte 50, verhärmtes Gesicht, kleinwüchsig, lange Haare, braune Sandalen, Drehtabak, im Übrigen gay parent. Dass man aufgrund der stupiden Alkoholgesetze die Drinks nicht mit ins Freie nehmen kann, hat auch seine guten Seiten. Ich hole mir noch ein Bier, sage ich zu Pete, klopfe ihm aufmunternd auf die Schulter und verschwinde in der Bar.

Letztlich braucht man in Sydney keine Raucherbereiche, um soziale Anbahnung zu betreiben. Nicht einmal ich. Dafür liebe ich diese Stadt. Der Nichtraucherstadt Sydney verdanke ich auch die Einsicht in eine Technik, die ich bislang immer nur unbewusst praktiziert habe: Rauchen als Strategie der sozialen Vermeidung. Ich gehe kurz eine rauchen, sage ich zu Peggy, als mir diese im Rose, Shamrock + Thistle Hotel zu aufdringlich wird. Peggy: Ende 20, makellos geschminkt, blonder Kurzhaarschnitt, Hotpants, Gin Tonic in der Hand, lange in Thailand gelebt, im Gegensatz zur ihrer malenden Schwester keinerlei künstlerische Ambitionen, Controllerin aus Überzeugung. Komm zurück, wenn du magst, ruft Peggy mir nach.





Tuesday, March 10, 2009

President's Day

Der Frühling steht seit ein paar Tagen an der nächsten Straßenecke, in den spärlichen Platanen warten ein paar Vögel auf die Blätter, überall wollen die Leute spazieren, alle sind auf den Beinen. Also fahre ich nachmittags raus, um mir die Nachbarschaft zeigen zu lassen: Brooklyn Heights. Mein Übersetzer und seine Frau wohnen hier samt Hund Alvy (Alvy ist genauso groß wie ein Croissant). Die Linie F ist rappelvoll und rattert, die Leute sprechen fast ausschließlich etwas zu bunt und etwas zu schnell, mein Verstehen ist zu sieben Achtel erratener Unfug (neulich gelesen, dass in New York nahezu alle Sprachen der Welt gesprochen werden, auch solche, die in ihrem Original-Habitat längt verendet und vertrocknet sind). In solch randvollen Zügen und Straßen wird mir deshalb jeder achtlos und leicht zu laut hingeworfene Brocken Deutsch zu einem irritierenden Merksatz. Auf dem Hinweg in der Bahn aufgeschnappt:
"Hühner werden heutzutage nur noch für die Brust gezüchtet."/"Pretty Woman war schon während der Besatzungsjahre immer der Lieblingsfilm meine Vaters."/"Lass uns von Morgen schweigen, lass uns hier sein und jetzt!"

In diesem Sinne: Carroll Gardens ist ein schöner Flecken Erde, Alvy kommt mit, Brooklyn Heights leuchtet ebenfalls und ist dazu noch literaturhistorisch wertvoll, meine Güte, an jedem zweiten Gebäude hängt eine Zitatplakette. In einem Gebrauchtbuchladenschaufenster steht Max Brods Über Franz Kafka neben ein paar Edgar-Wallace-Büchern. Wir spazieren durch die Gegend, Alvy springt (ganz Croissant) um uns herum, während wir Kaffee trinken und das erste Vanilleeis des Jahres essen. Die Sonne scheint, zur Feier des Tages bellt Alvy mutig Thomas Wolfes ehemalige Mietwohnung an (fast singt er), dann pinkelt er W.H. Audens Haus ans Schienbein. Auf der Promenade und vor der Skyline wird ein fremdsprachiges und sehr langsames Musikvideo gedreht. Die Menschen spazieren in Dreierreihen, Babys jubeln, Croissant-Alvy bringt den Sänger aus dem Takt und Konzept. Aufgeschnappte deutsche Merksätze auf der Promenade:
"Man muss einmal in einem Münchner Hotel gearbeitet haben."/"Früher sind wir einmal mehr gewesen. Und besser."/"Das Wetter macht grundsätzlich, was ich will."

Apropos Wetter: morgen ist President's Day, New York trägt Obama-T-Shirts, es sollte eigentlich einiges besser werden. Ist es aber nicht. Die Schilder auf dem Rückweg: LOST THE LEASE! und GOING OUT OF BUSINESS! und EVERYTHING MUST GO! und NOTHING HELD BACK! Zur Rezession muss also auch noch etwas gesagt werden. Alle sprechen davon, man sieht es im Stadtbild, ausgerechnet zum Frühlingsanfang nagelt sich New York verstärkt die Schaufenster zu. Plötzlich erinnern sich die Dreissigjährigen an das letzte Jahrhundert, plötzlich schauen alle verstohlen ins Portemonnaie. Es werde weniger reserviert, sagt man, es werde weniger geliefert, es werde weniger in Hotels übernachtet, aber man lese wieder Joe Mitchell. Es wird früher getrunken, weil früher trinken billiger trinken bedeutet, es gibt "Recession-Happy-Hours". Das Wort ist allgegenwärtig wie ein Werbeclaim, für jeden Ausverkauf muss die Wirtschaftslage herhalten, sogar für Anti-Rauch-Kampagnen ("remember: lungcancer is recession-proof"). Schließlich an der Kreuzung Bleecker und LaGuardia der letzte aufgeschnappte Merksatz für heute:
"New York ist ein Gestrüpp und wir sind eine marodierende Horde."

Wednesday, February 25, 2009

Tansanische Delikatessen (1)


Gesichtet auf einer kürzlich abgehaltenen Party für das gesamte Personal. Verschiedentlich wurde die Frage gestellt, ob die Hufe/Unterschenkel zunächst abgetrennt und dann wieder angeheftet wurden o.ä. - Man beachte auch die dekorativen Eierscheiben.


Ob es dem Tier ein Trost war, mit Laub im Maul kredenzt zu werden, ist nicht bekannt.

Saturday, January 10, 2009

Am Ende des Stadtplans.



Reisende am Telefon, Tim Schomacker an den Reglern: Heraus kommen 50 schöne Radiominuten. Thomas Pletzinger geht über einen Friedhof in Ostino, Sarah Iwanowski vergleicht Vergangenheit und Gegenwart einer kleinen kroatischen Insel, Anke Bastrop beobachtet ägyptische Faltenwürfe, Katja Thomas schaut von Tel Avivs Dächern übers Mittelmeer, Kristina Hansen hat Elvis in Tokyo getroffen und Benjamin Lauterbach hält drei Reden bei gedachten Gelegenheiten in Kopenhagen. Diesmal das alles in akkustischer Form.

HIER GEHTS ZU KULTURG.U.T e.V., der Beitrag startet nach Klick auf den grauen Lautsprecher.

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