Monday, October 30, 2006

Zurück.


Bin wieder in Berlin. In meiner Abwesenheit hat man mir eine indonesische Fratze ins Büro gehängt.

Soeben lese ich, dass in Nigeria schon wieder ein Flugzeug abgestürzt ist. Ein ungutes Gefühl verbleibt.

Nächster Stopp: noch unbekannt.

Thursday, October 26, 2006

Lagos. Der große Kontrast


Wieder in Lagos. Erneut nach einem abenteuerlichen Inlandsflug. Schon beim Flug nach Abuja habe ich den Sicherheitshinweisen sehr aufmerksam zugehört, insbesondere weil diese erst nach dem Abheben erfolgten. Wobei Abheben eigentlich nicht das richtige Wort ist; die Maschine zog vielmehr steil wie eine Concorde in den Himmel und legte dabei gleich einen U-Turn hin, so dass wir einige Sekunden schräg und bleich in den Sitzen hingen. Aber eigentlich ist es ja pragmatisch: die meisten Abstürze gibt es beim Start, also lohnt es sich, erstmal abzuwarten, ob man überhaupt heil in die Luft kommt.

Auf dem Rückflug nun zu meiner großen Überraschung osteuropäische Stewardessen, die zu meiner noch größeren Überraschung sogar Sicherheitshinweiskarten der Balkan Holiday Air mitgebracht hatten, die zwar für einen Airbus 320 erstellt worden waren, aber auch in der kleinen Virgin-Fokker durchaus zu gefallen wussten. Als Bordspeise wurde eine große Plockwurst in einem sehr dicken Teigmantel serviert. Was genau die warnende Aufschrift „only to be eaten on board!!!“ auf der Verpackung bedeutete, wurde mir erst klar, als ich bei Beginn des Landeanflugs erst ein Drittel verzehrt hatte. Vermutlich wird der Rest jetzt weiterverarbeitet.

Der Anflug auf Abuja bei Nacht war wie eine Landung im nichts. Wir senkten uns in eine schwarze Fläche, keine Lichter, kein nichts. So ähnlich muss sich eine Notwasserung anfühlen (jedenfalls vor dem Notwassern). In Lagos dagegen ist es genau umgekehrt, das Landen in Lagos ist wie das Landen in einem großen Hühnerstall, man fliegt zehn, zwanzig Minuten nur über besiedeltes Gebiet. Aber Lagos ist natürlich in fast allem das Gegenteil von Lagos (bis darauf, dass es in beiden heiß, stickig und teuer ist und man überall in Nigeria nur das beklagenswerteste Essen zu kaufen gibt).

Wo es in Abuja stets eine Straßenspur zu viel gibt, gibt es in Lagos stets zwei zu wenig. Wo es in Lagos an Platz und Atemluft mangelt, mangelt es in Abuja an Menschen und Geschäften. In den Siebzigern haben sie beschlossen, eine neue Hauptstadt auf dem s.g. Reißbrett zu kreieren, das war damals en vogue, Geld fehlte auch nicht, Ölkrise sei Dank. Also Abuja. In fünfzehn Jahren wollten sie eine neue Weltmetropole schaffen, zudem das bereits kollabierende Lagos von Verkehr entlasten. Sie haben sich einen Ort ziemlich genau in der Mitte des Landes ausgesucht, gut zu erreichen aus allen Richtungen, zudem vergleichsweise neutral zwischen den gegensätzlichen Regionen des Südens und Nordens. Ideale Voraussetzung für eine Totgeburt. Als gerade die ersten Gebäude hochgezogen waren, kamen die Achtziger, die Ölpreise sind abgesoffen und die nigeranische Volkswirtschaft gleich mit. Die Bauarbeiten dauern noch an; mittlerweile ist wieder (vorläufig) Geld vorhanden, überall stehen Kräne. In den günstigeren Konjunkturzyklen hat man sich ein grandioses Fußballstadion, eine gläserne Zentralbank und einige andere monumentale Konstruktionen geleistet, darunter eine äußerst bizarre Kirche. In den Tiefphasen hat man die Arbeiten in der Mitte abgebrochen und entweder halbfertig stehengelassen oder wieder runtergerissen. Das Flair ist un-afrikanisch: es fehlt an Chaos, Staub, Wellblech und verrottenden Fassaden.

Von alledem gibt es mehr als genug in Lagos. Lagos hat mich wie noch keine Stadt zuvor, besser: wie noch kein Moloch zuvor gleichzeitig abgestoßen und fasziniert. Lagos ist in weiten Teilen die Definition einer ruinierten, von allen s.g. guten Geistern verlassenen Stadt: der Grad des Verfalls, die einfach der Verwahrlosung preisgegebenen oder jämmerlich in sich zusammengefallen Behausungen (wohlgemerkt nicht Wohnhütten, sondern zehnstöckige Geschäftshäuser!), die zerstört und verrostet am Wegesrand abgestellten Vehikel, die hitzköpfigen und über alles und jeden in Streit ausbrechenden Lagosianer, und dazwischen immer wieder die kleinen Symbole der Dekadenz und der hochfliegenden Pläne: die längste Brücke Afrikas, die sich bogenförmig von einer Insel zur nächsten zieht, überall Mercedes und BMWs, Hightech-Malls, die nationale Raumfahrtagentur, stolze Werbetafeln mit Ankündigungen vom Schlage „From Third World to First World by 2020“, usw. usf.

Saturday, October 21, 2006

Runter kommen sie alle


Durchaus interessante Konstruktion etwas außerhalb Abujas. Dürfte so ziemlich das einzige nennenswerte Gebäude in dieser Gegend sein, dass nicht von den Genossen Bilfinger+Berger erbaut wurde.

Bis vor fünf Minuten allgemeiner Stromausfall, demnächst mehr von diesem Außenposten.

Thursday, October 19, 2006

Ganz weit vorn, die Nigerianer

Der u.g. Reiseführer hebt übrigens auch hervor, dass in Nigeria die Chance erstaunlich gering sei, bestohlen zu werden. Viel wahrscheinlicher sei es, ausgeraubt, erpresst, entführt, betrogen oder absichtlich von einem Auto überfahren zu werden. Es liege hingegen einfach nicht in der Mentalität des Nigerianers, einen Gegenstand, der ihm nicht gehöre, heimlich wegzunehmen. „This could be due to the strong religious sentiment, both Christian and Muslim, of thou shall not steal, preached in churches and mosques daily throughout the country.“

Echt ganz weit vorne, die Nigerianer, wie man in meinem Freundeskreis sagen würde.

Tipp des Tages

(aus meinem Reiseführer, Abschnitt: „Glossary of Nigerian Phrases“)

"food is ready" – Where you´ll see this sign, it means there is some kind of food ready.

Urbankatastrophe Lagos


Zwei Tage Lagos bewältigt. Lagos: die Stadt des ungenierten Wuchers und des noch ungenierteren Dilettantismus. Mit dem ersten Schritt hinaus aus dem Terminal ist man Teil des Chaos. Die Straßen sind Ketten aus Motorrädern, Kleinbussen, Taxen und einigen Privatautos. Kein Durchkommen, keine Regeln. Aber immerhin: Ampeln. Lagos ist berüchtigt für seine elend langen Ampelphasen. Manchmal tut sich zehn, fünfzehn Minuten lang nichts. Den anderen Verkehrsteilnehmern macht das nichts mehr aus. Ein Motorradfahrer balanciert eine Matratze auf dem Kopf. Allenthalben Indifferenz. 15 Millionen wohnen schon hier, 300.000 kommen pro Jahr dazu, jedes Jahr zieht die Stadt weitere Kreise.

Wir fahren stundenlang auf der Suche nach Hotels, aber Kollege D. ist unzufrieden. Das von unseren Geschäftspartnern reservierte Hotel hat er rückwärts wieder verlassen. Er sucht die fehlende Mitte zwischen Sheraton (370 Dollar) und Pension (110). Wir suchen vergebens und landen wieder in letzterem. Beim zweiten Öffnen der Zimmertür habe ich die Klinke in der Hand, leider ohne Tür. Am Morgen wird binnen fünf Minuten ein neuer Schließmechanismus angebracht. Am nächsten Abend wiederholt sich das Schauspiel. D. will es nicht wahrhaben, D. hat in den Ländern X, Y und Z für 50 Dollar bestens gewohnt, das muss doch aus in Lagos gehen! Der Rezeptionist zuckt mit den Schultern, er kann es nicht ändern. Die Stadt ist voller Öl-Expatriates, das treibt die Preise und senkt die Standards. Ab 19 Uhr können Zimmer zwar noch gebucht, aber nicht mehr besichtigt werden. Warum? Hauspolitik.

Lagos - und gleich viel seltsames


Der Nigerianer hat eine Vorliebe für informative Schilder und Hinweise. Man sieht sie überall: am Straßenrand, an Zäunen, Häuserwänden und auch im Internetcafé. Bekanntlich wird die nigerianische Bevölkerung durch einige wenige kriminelle Elemente durchsetzt, die den Rest der Welt mit betrügerischen Emails auszumelken versucht. Ganz so wenige sind es aber offensichtlich doch nicht: trotz der obigen Warnung konnte ich ein solches Element beobachten (leider nicht fotografieren), wie es via Webmail behauptete, die Nichte des verstorbenen Diktators Mbulu-Mbulu zu sein, der vor seinem Tod noch schnell sechzig Millionen Dollar auf ein Nummerkonto in der Schweiz gebracht habe, an die sie, die Nichte, also das Elemente, nur mit der Hilfe des Empfängers kommen könne. Zum Dank schlage sie eine Gewinteilung von 65:35 vor. Vorab seien bitte zwanzigtausend Dollar auf folgendes Konto zu überweisen...

Andere schöne Schilder:

- Am Gate von Virgin Nigeria im Flughafen von Lagos: "Anyone making comments or jokes about terroristic activities or intentions will be prosecuted"

- Am Tor des Baumarkts: "Please abide the following opening hours (...) to avoid embarrassement"

- Entlang der Hauptstraße: "Thank you for paying taxes"

Sunday, October 01, 2006

2nd sight.



Auf den ersten Blick nicht viel Bemerkenswertes zu erkennen auf diesem Bild. Wer aber sehr genau hinsieht, entdeckt eine typische Urlaubsszene, die jetzt einmal vergrößert dargestellt werden soll.



Die Spanienrundreise ist vorbei, es bleiben solche Photos. Und der dicke Bauch, der sich unter dem weißen Polo-Shirt schon wölbt, obwohl das Bild am Anfang der Reise aufgenommen wurde. Wer mich beim überfälligen Abnehmen begleiten will, kann das ab sofort wieder unter:

http://benjamin-lauterbach.blogspot.com