Wednesday, September 20, 2006

Alles hat ein Ende, nur der Urlaub hat zwei


Ich hatte mich bereits von und aus Barcelona verabschiedet und sitze nun doch wieder in demselben Internetcafé im Gothischen Viertel. Leider erwies sich nach einer sehr frühen Busfahrt zum Peripherieflughafen Girona, dass alle drei Ryanair-Morgenflüge wegen dichten Nebels gestrichen worden sind. Woraufhin sich die Urlauberhorden einmal quer durchs unklimatisierte Terminal in vier Schlangen aufstellen durften, um den weiteren Verlauf ihrer Reise zu klären. Als ich 70 Minuten lang in der Schlangenhölle Girona stand und den Kulturkampf zwischen deutschen und italienischen Passagieren beobachtete (bzw. in diesem mitmischte), sah ich meine sogenannte Urlaubserholung bereits wieder in Rauch aufgehen.

Gefangen in der Nebelhölle Girona, sagte ich mehrmals laut vor mir her, während die deutschen die italienischen Urlauber ermahnten, sich nicht vorzudrängeln, während die italienischen den deutschen Urlaubern rieten, sich erstmal geschmeidig zu machen (damit sie sich bequemer vorrempeln konnten). Obzwar ich mich seit Abschluss meiner Pubertät nicht mehr als einen sogenannten jähzornigen Menschen bezeichnen würde, hätte ich doch liebend gerne den einen oder anderen Zinedine-Zidane-Denkanstoß verteilt, beließ es aber dann doch dabei, einem schuldlosen Menschen ins Gesicht zu fassen. Die Schlange kam und kam nicht voran, und weil die Menschen so lange in ihr anstanden, mussten sie, als sie endlich am Zuge waren, diese unter dem größten Schweiße erarbeitete Vorsprechzeit auf das längste auskosten, so dass alle nachfolgenden Urlauber noch länger warten durften.

In der Hitzehölle des Terminals Girona trat bei vielen der mitgereisten Deutschen dann eine Läuterung und Katharsis ein, indem sie erkannten, dass die Billigreiserei - und i.w.S. die gesamte Billigheimerei - ein Irrweg sei, weil man für den geringeren Preis eben auch nur einen geringeren Service und eine geringe bis unvorhandene Kulanz erwarten konnte usw. usf. Ich stimmte zu und zog meine Lehren, so wie damals auf der Ilhabela vor Brasilien, wo ich nach der stundenlangen Folterung durch einen Gockel beschloss, nie wieder am falschen Ende bei der Unterkunft zu sparen.

Die Verfrachtung der Horden in der Gesamthölle Girona kumulierte zwischenzeitlich sogar in Tumulten um die korrekten Schlangenpositionierungen (leider kein Bildbeweis vorhanden). Am Ende bot man mir einen Flug nach Karlsruhe zwei Tage später an, oder eine lustige Kombination mit Nachtstopps in Dublin und Stockholm, allerdings auf eigene Kosten, als doch wieder nicht ganz so ulkig. Habe dem Treiben dann durch Umbuchung auf einen Abendflug nach Berlin mit einer anderen Linie ein Ende bereitet. Das Geld spare ich dann am richtigen Ende in Deutschland wieder ein, indem ich nur Gammelfleisch und Brot vom Vortag esse.

Immerhin ergab sich dadurch die Chance, den Mitreisenden B. zu treffen, der sich erst heute abend in die Fänge der Lowcost-Monster begeben wird.

PS: Das Bild hat übrigens mit der Geschichte nichts zu tun. Motiv: Britische Schnapsleichen in einer Geldautomatenkabine nahe der unteren Rambla. Fotograf: wie gehabt.

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