Friday, May 23, 2008

Über die Hingabe I

Salwa spricht. Sie fügt Worte in die Lücken, die sich in meinem Sprechen auftun. Legt ihre Worte über meine, nimmt mir die Worte aus dem Mund. Salwa spricht: Mahmoud, Mahmoud. Ich wiederhole: Mahmoud, Mahmoud. Sage: Onkel. Sage: Nichte. Sage: Salwa.

Salwa spricht, und was sie sagt, ist leicht zu sehen. Es steht immer schon vorher in ihrem Gesicht. Es steht alles da: Shahd, Mohammed, Omar. Der Vogel, die Stadt, der Nil. Salwa sieht anders aus als ihre Schwestern. Das steht auch da.

Die Hunde liegen ausgebreitet im Hof. Lassen Esel passieren, Kühe, Fahrräder und Autos, die aus allen Zeiten, aus allen Orten kommen.

Abends stehen Menschen auf den Dächern, schwenken Fahnen. Über jeder Fahne kreist bald ein Taubenschwarm und löst sich langsam wieder auf. Die Tauben kehren ein in kleine Häuser. Manchmal fallen die Muezzins diese Zeit, rufen in dem Moment aus den Moscheen, in dem die Tauben sich sammeln und wieder zerstreuen. Dann liegen Kreise über K.

Mahmoud hat gesagt, die Deutschen könnten brillant erzählen. Ihre Worte gingen so leicht durch den Tag. Er verstehe nichts. Aber er fühle den Witz.

Ich sage zu Salwa: I can feel your joke.

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