Monday, November 05, 2007

Ambrosi (Krakau - Georgien)

Ambrosi kocht seine Frühstückseier in der Zeit zwischen spätem Morgen und frühem Nachmittag, meist sind es zwei oder drei, in einem kleinen Edelstahltopf. Wenn sie fertig sind, trägt er sie in dem Topf aus der Küche in sein Zimmer. Dabei klackern die Eier aneinander und an die Topfwand. Ambrosi strahlt eine Art konsequenter, jedoch nicht gewollter Einsamkeit aus, dass ich es kaum über mich bringe, ihn anzusprechen.

Im Englischen verwechselt er yesterday mit tomorrow.

Do you will go to cinema yesterday?

Und so kommt jede Begegnung, schon als Möglichkeit, immer zu spät. Die Gegenwart wird übersprungen.

Do you was in town tomorrow?

Manchmal sitzen wir alle bei Wodka zusammen. Dann löst und lähmt uns Zubrówka die Zunge (ja, gleichzeitig). Unser Sprechen fällt durcheinander; auf dem Wellenkamm der Sätze schwimmt (wie Gischt), Sehnsucht. Alles scheint möglich (aber nur in einem extra Raum im Raum, in einem Jokerraum, an den man zufällig zur richtigen Zeit aus Versehen mit dem Kopf stößt, dann öffnet er sich). Gleichzeitig ein loses Schnattern, ein Einsammeln von Zeitvertreib und oft versteht man auch schon rein akustisch nicht, worum es überhaupt geht, aber das macht gerade deshalb nichts.

Seine Weisheit könne man nicht in eine andere Sprache übersetzen, hat Mirek gesagt. Und ich hab ihn dann nachts halb vier noch angerufen, um ihm zu sagen, dass wir ja alle allein sind jetzt, in unseren jeweiligen Räumen.

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