Monday, October 15, 2007

Transliteration (Krakau - Ukraine)


In kyrillischen Schriftzeichen hinterließ L., die ukrainische Übersetzerin, hoch und biegsam, eine Nachricht auf einem Zettel, an die Spüle gelehnt, mit zwei Ausrufungs­zeichen. Keiner transliterierte diese Nachricht.

Manchmal, wenn L. in Musik gekleidet am Abend in der Küche steht, sehr dünne, feste Zigaretten raucht, Marke Iris, und ihre enge helle Kleidung trägt, ist sie schön, geheimnisvoll und jung. Dann unterhält sie sich in ukrainisch mit Tania und Andrej, sie läuft umher, holt aus dem Schrank ukrainischen Schnaps, schüttet ihn in einen Topf und zündet ihn an. Beim Reden lacht sie hin und wieder, aus dem Schnapstopf flammt es blau und gelb. Der ukrainische Wodka ist ausgetrunken. Mirek hatte ihn mit Wasser abgelöscht. Der georgische Wodka von Ambrosi ist auch nicht schlecht. Dog in the fog ist süßes trübes Kopfschmerzbier.

Manchmal, wenn L. in ihrem Jogginganzug am Tag in die düstere Küche tritt, um sich einen Tee zu machen, ist sie ein alter, ausgedünnter Geist, der seine Energie in einer Hand zu tragen scheint wie eine Waffe, die gerade nicht benutzt wird, aber jederzeit einsatzbereit ist. Ihre Arme hängen herab, nur ihre Augen bewegen sich, wie die einer Eule, in den Höhlen hin und her.

Faltenlose, weiße L.

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