Monday, May 26, 2008

Über die Hingabe II


Salwa und ich sitzen im Wohnzimmer von Tante Fatima zwischen Salwas Schwestern, Cousinen, Nichten und Neffen. Die Kinder liegen, wie die Hunde im Hof, ausgebreitet im Zimmer. Einige Frauen streifen die Tücher ab, lassen kleine Landschaften fallen: Wüsten, Dächer, Straßen. Salwas Tuch war mal ein See, glatt und kühl, und ein Lachs ist da hindurchgeschwommen. Mit der Zeit sind sich Sand, Wasser und Lachs dann ähnlich geworden. Ihre Buntheit hat sich ausgeglichen zu einer gemeinsamen Farbe.


Tante Fatima hat ein festes strenges Haarnest. Jemand sagt, sie sei krank. Aber Tante Fatima leuchtet das ganze Zimmer aus mit ihrem Schweigen und Schauen.


Nachts wieder das Geschwirr der Muezzin-Rufe, das sich ausdehnt zu einem einzigen Ton über der Stadt. Danach nur noch Tierlaute. Hunde, Enten, Tauben, das Auf und Ab der Hähne und das Quietschen der Esel. Als schöpfe jemand Wasser mit der Pumpe.


Am Mittelmeer saßen zwei Männer auf Campingstühlen. Sie trugen Badekleidung und hatten Handtücher bei sich. Aber sie gingen nicht gleich schwimmen. Sie betrachteten erst das Wasser, als müssten sie sich lange darauf einstimmen.


Salwa spricht, und was sie sagt, steht immer schon vorher da. Salwa spricht. Marwa übersetzt. Und ich antworte hinein in Marwas Geschichte über Salwa.

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